PROJEKT AQUARIUS

Das Projekt Aquarius widmet sich der Erforschung des Wassermannloches, einer goßen Quellhöhle am Fuße des Hochschwabmassives.

Der Verein für Höhlenkunde in Obersteier rief dieses Projekt bereits 1994 ins Leben.

Das Ziel ist die ganzheitliche speläologische Aufarbeitung und Dokumentation der Höhle und deren Umgebung.

Alle Arbeiten finden in enger Zusammenarbeit mit der Karst- und Höhlenkundlichen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien und dem Joanneum Research Institut für Hydrogeologie und Geothermie in Graz statt.

Robert Seebacher: Projektleiter, Vermessung, Taucher
Ernest Geyer: Dokumentation, Vermessung, Taucher
Ralf Benischke: Hydrologie, Geologie
Alexander Braun: Vermessung, Taucher, Tauchtechnik
Anke Oertel: Biologie, Taucherin
Rudolf Pavuza: Hydrologie, Geologie
Johann Putz: Wasserproben, Außenunterstützung
Gernot Rabeder: Paläontologie
Markus Schafheutle: Vermessung, Tauchtechnik
Franz Schmidt: Vermessung, Taucher, Photographie
Rita & Günter Stummer: Archievarbeit, Wasserproben
Thomas Tupi: Teamarzt, Tauchtechnik

Um in die hinteren Teile der Höhle vordringen zu können, muß der 180m lange und fast 30m tiefe Eingangssiphon durchtaucht werden. Das gesamte Tauchequipment wird am bergwärtigen Ende abgelegt. Geeignete Neoprenanzüge, Steigzeug und Vermessungsinstrumente für die weiteren Forschungen im Hinterland müssen durch das Wasser transportiert werden.

Den Forscher empfangen weiträumige Gänge. Bei Hochwasser toben hier die Wassermassen dem Ausgang entgegen. Eine Erforschung des Hinterlandes ist daher nur bei stabilen Wetterverhältnissen im Spätsommer oder Hochwinter gefahrlos möglich.

Das Einzugsgebiet des Wassermannloches liegt oben auf den Karstflächen des Hochschwabs. Bei Regen oder Schneeschmelze läuft das Wasser rasch durch Dolinen und kleine Spalten ab und vereint sich im Berg in immer größeren Höhlengängen.

Die Quelle ist eine der größten am Fuße des Gebirgsstocks. Der Höhlenbach mündet nach wenigen Metern in den Erzbach. Eine fest installierte Meßstation erfasst regelmäßig alle wichtigen Parameter wie die Strömungsgeschwindigkeit, Leitfähigkeit und Temperatur.

Die Fortsetzung einer Höhle ist selten horizontal angelegt. Daher müssen Klettergurte und Steiggeräte, sowie genügend Seil mitgeführt werden. Die Fortbewegung erfolgt, wie in der Höhlenforschung üblich, an Statikseilen mit Hilfe der Single Rope Technik (SRT). Beleuchtngssysteme von langer Brenndauer, wie diese LED- Lampe sind notwendig um die bis zu 12 Stunden dauernden Expeditionen durchzuhalten.

Ein großer Schlot scheint eine wesentliche Fortsetzung zu bergen. Eine Leiter wurde bis zu diesem Punkt transportiert. Es gelang 25 m senkrecht in ein überführendes System vorzudringen.

Hier warten Gänge, die zuvor noch kein Mensch betreten hat.

Wunderschöne Sinterformen empfangen uns.

Sinter entstehen dort, wo über dem Gestein eine Bodenüberdeckung vorhanden ist. In den Poren eines belebten Bodens wird durch Abbauprozesse und Atmung der Pflanzen viel CO2 produziert. Der CO2 Gehalt liegt hier um ein vielfaches höher als in unserer Atemluft. Das CO2 verbindet sich mit Wasser zu Kohlensäure, welche den darunter liegenden Kalkstein löst. Dringt dieses Wasser in die Athmosphäre der Höhle ein, wo ein ähnlich niedriger CO2 Druck herrscht wie in der Luft draussen, so entweicht CO2 aus der Lösung und der vorher gelöste Kalk fällt als Sinter (CaCO3) aus.

Der weitere Weg durch die Höhle entpuppt sich als weniger beschaulich. Die Gänge werden selten von Wasser durchflossen, bergen aber hängende Halbsiphone welche nur wenige Zentimeter Luft über der Oberfläche freilassen.

Andere Passagen führen in engen Windungen aufwärts. Auch diese Strecken werden erkundet. Die Vermessung erfolgt in Polygonzügen, die sich durch Länge, Richtung und Neigung definieren. Auch Raumdimensionen und Rauminhalt werden notiert.

Die spätere Erstellung der Pläne erfolgt mit modernen Computerprogrammen.

Das Wassermannloch ist im Jahr 2004 auf über einen Kilometer Ganglänge vermessen. Die Höhendifferenz von der tiefsten Stelle des Siphons bis zum höchsten Punkt in den oberen Teilen beträgt über hundert Meter. Das Wassermannloch ist die längste hinter einem permanenten Siphon erforschte Höhle Österreichs. Die Forschungen werden in den kommenden Jahren fortgeführt. Auch die vorderen wassererfüllten Teile stehen noch im Interesse weiterer Untersuchungen, vorallem auch auf dem Gebiet der Biologie.

Übersichtspläne und weitere Bilder sind auf der offiziellen Projektseite des Vereines für Höhlenkunde Obersteier einsehbar: http://www.hoehle.at/deutsch/vho.htm

Im Sommer 2003 nahm unser Team an Dreharbeiten zu der Universum- Produktion "ALPENSEEN" des ORF teil. Eine Betacam, mit Super Weitwinkel, im Unterwassergehäuse wurde über eine Seilbahn in den Eingang manövriert und dann in das Wasser abgelassen. Erich Pröll filmte uns bei unserer Arbeit am Originalschauplatz.